Einleitung
In unserer heutigen Gesellschaft wird das Alter oft mit körperlichem Rückzug und Ruhe gleichgesetzt. Viele Menschen denken, ab dem Rentenalter sei es an der Zeit, sich auszuruhen, es langsam angehen zu lassen und auf größere sportliche Ambitionen zu verzichten. Doch diese Sichtweise greift zu kurz – insbesondere wenn man sich die wissenschaftlichen Erkenntnisse und die zahlreichen positiven Erfahrungen älterer Sportler:innen ansieht.
Denn Sport im Alter – und nicht nur als moderate Bewegung, sondern auch im leistungsorientierten Rahmen – bringt enorme gesundheitliche Vorteile mit sich. Wer auch jenseits der 65 noch sportlich aktiv ist, stärkt nicht nur Muskeln und Kreislauf, sondern auch Selbstvertrauen, Lebensfreude und geistige Fitness. In diesem Blogartikel gehen wir der Frage nach: Warum sollte man ab 65 Jahren noch Leistung im Sport bringen? Und welche konkreten gesundheitlichen und mentalen Vorteile sind damit verbunden?

1. Sport im Alter: ein Paradigmenwechsel
Noch vor wenigen Jahrzehnten war es kaum vorstellbar, dass Menschen im Rentenalter regelmäßig an Marathonläufen teilnehmen, Gewichte stemmen oder sogar Wettkämpfe auf internationalem Niveau bestreiten. Heute zeigt sich ein anderes Bild: Masters-Sportarten – also Sportwettkämpfe für ältere Menschen – erfreuen sich weltweit wachsender Beliebtheit. Viele Senior:innen erleben durch Sport einen zweiten Frühling und entdecken ihre Leistungsfähigkeit neu.
Dieser Paradigmenwechsel ist nicht nur gesellschaftlich relevant, sondern auch medizinisch bedeutsam. Zahlreiche Studien belegen: Körperliche Aktivität – auch im höheren Alter – kann Krankheiten verhindern, bestehende Beschwerden lindern und die Lebensqualität deutlich erhöhen.
2. Gesundheitliche Vorteile von Leistungssport ab 65
Hier ein Überblick über die wichtigsten Vorteile:
a) Muskel- und Knochenerhalt
Mit zunehmendem Alter verlieren Menschen Muskelmasse – der sogenannte sarkopen Prozess beginnt meist schon ab dem 50. Lebensjahr. Ohne gezieltes Training kann dies zu Schwäche, Stürzen und einer erhöhten Pflegebedürftigkeit führen.
Regelmäßiges Kraft- oder Ausdauertraining, idealerweise unter Anleitung, kann diesem Abbau entgegenwirken. Sport erhält nicht nur die Muskelkraft, sondern auch die Knochendichte, was wiederum vor Osteoporose schützt.
b) Herz-Kreislauf-System
Sportliche Betätigung stärkt das Herz und verbessert die Durchblutung. Die Gefäße bleiben elastisch, der Blutdruck reguliert sich besser und das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall sinkt deutlich. Besonders Ausdauersportarten wie Schwimmen, Radfahren oder Walking eignen sich hervorragend für Senior:innen.
c) Gelenkgesundheit und Beweglichkeit
Ein weit verbreiteter Irrglaube ist, dass Sport die Gelenke „abnutzt“. Tatsächlich ist das Gegenteil der Fall: Regelmäßige Bewegung schmiert die Gelenke, fördert die Synovialflüssigkeit und hält Arthrose-Beschwerden in Schach – sofern man auf die richtige Technik und angepasste Belastung achtet.
d) Stoffwechsel und Immunsystem
Sport verbessert die Insulinsensitivität und hilft, den Blutzuckerspiegel stabil zu halten – ein zentraler Punkt in der Prävention von Typ-2-Diabetes. Zudem wird durch regelmäßige Aktivität das Immunsystem gestärkt, was im Alter besonders wichtig ist.
e) Psychische Gesundheit
Leistungssport bringt nicht nur körperliche, sondern auch enorme psychische Vorteile. Die Ausschüttung von Endorphinen fördert die Stimmung, reduziert Depressionen und Angstzustände und verbessert das allgemeine Wohlbefinden. Zudem stärkt das Erreichen sportlicher Ziele das Selbstwertgefühl und den Lebenssinn.
f) Kognitive Fitness
Sport hat direkte Auswirkungen auf das Gehirn: Neue Studien zeigen, dass Bewegung die Bildung neuer Nervenzellen fördert und die Durchblutung des Gehirns steigert. So kann regelmäßiger Sport sogar dabei helfen, Demenz und Alzheimer vorzubeugen oder ihren Verlauf zu verlangsamen.
3. Leistungssport oder gesundheitsorientiertes Training?
Nicht jeder möchte mit 70 noch Wettkämpfe bestreiten – und das muss auch nicht sein. Entscheidend ist die individuelle Zielsetzung. Wer Spaß am Wettbewerb hat, findet heute zahlreiche Angebote im Bereich Senioren-Leichtathletik, Masters-Schwimmen, Senioren-Triathlon oder sogar Kraftsport. Andere verfolgen eher das Ziel, möglichst lange gesund und mobil zu bleiben – auch das ist „Leistung“, wenn auch auf eine andere Art.
Die Faustregel lautet: So viel wie möglich, so intensiv wie nötig. Wichtig ist, sich nicht zu unterfordern, aber auch nicht zu überlasten. Ein gut strukturierter Trainingsplan, ggf. in Absprache mit Ärzt:innen oder Physiotherapeut:innen, ist hier der Schlüssel.
4. Beispiele aus der Praxis – Menschen, die im Alter aufblühen
a) Erika Rischko (Jg. 1941) – Fitness-Influencerin mit über 80
Erika wurde über Nacht zum Internet-Star: Mit über 80 Jahren stemmt sie Gewichte, macht Planks und begeistert mit ihrer Fitness auf TikTok und Instagram. Ihre Botschaft: Es ist nie zu spät, anzufangen – und Bewegung ist der beste Jungbrunnen.
b) Ed Whitlock (1931-2017) – Marathonläufer mit Weltrekorden
Der Kanadier lief im Alter von 85 Jahren den Marathon in unter 4 Stunden – eine Leistung, die selbst jüngere Läufer:innen herausfordert. Whitlock trainierte konsequent, aber ohne Leistungsdruck – und bewies, dass Ausdauersport im Alter möglich ist.
c) Johanna Quaas (geb. 1925) – älteste aktive Kunstturnerin der Welt
Mit über 90 Jahren trat Johanna regelmäßig bei Turnfesten auf. Ihre beeindruckende Körperspannung, Beweglichkeit und Freude an der Bewegung sind ein Vorbild für viele Generationen.
Diese Menschen zeigen: Alter ist keine Ausrede – sondern ein neuer Lebensabschnitt voller Möglichkeiten.
5. Was sollte man beachten, bevor man loslegt?
Natürlich bringt der Einstieg in den Sport im Alter auch Herausforderungen mit sich. Umso wichtiger sind eine realistische Selbsteinschätzung und die Beachtung folgender Punkte:
- Gesundheitscheck beim Arzt: Vor allem bei Vorerkrankungen (z. B. Bluthochdruck, Diabetes) ist ein Check-up Pflicht.
- Langsamer Einstieg: Nicht mit der Intensität von Jugendlichen vergleichen – der Körper braucht mehr Regeneration.
- Regelmäßigkeit statt Intensität: besser 3 × pro Woche moderat als 1 × extrem.
- Vielfalt im Training: Kraft, Ausdauer, Beweglichkeit und Koordination sollten kombiniert werden.
- Soziale Komponente nicht unterschätzen: Sportgruppen, Vereine oder Kurse fördern soziale Kontakte und Motivation.
6. Fazit: Mehr Lebensqualität durch sportliche Leistung im Alter
Sport ab 65 ist keine Frage des Ehrgeizes – sondern der Lebensqualität. Wer sich regelmäßig und leistungsorientiert bewegt, bleibt länger gesund, unabhängig und zufrieden. Dabei geht es nicht um Rekorde, sondern um das persönliche Potenzial, das jeder Mensch – in jedem Alter – entfalten kann.
Leistungssport im Alter ist kein Widerspruch, sondern ein Weg zu mehr Lebensfreude, Vitalität und einem selbstbestimmten Alltag. Die Beispiele zeigen: Mit Disziplin, Motivation und der richtigen Begleitung kann der Sport nicht nur verlängern, sondern auch bereichern.
Du bist über 65? Dann ist jetzt der perfekte Moment, (wieder) durchzustarten – denn dein Körper ist zu mehr fähig, als du vielleicht glaubst.