Einleitung
Seit dem russischen Angriff auf die Ukraine steht eine heikle Frage im Raum:
Darf – und soll – die EU russisches Geld nutzen, um der Ukraine zu helfen?
In den Medien ist oft von „russischem Geld“ oder sogar von „Enteignung“ die Rede. Das klingt einfach – ist es aber nicht. Tatsächlich geht es um große Summen, komplizierte Rechtsfragen und mögliche Folgen für Europa selbst.
Dieser Beitrag erklärt das Thema ohne Fachjargon, Schritt für Schritt.

Um welches „russische Geld“ geht es eigentlich?
Wichtig zuerst: Es geht nicht um das Geld normaler russischer Bürger.
Gemeint sind vor allem:
- Geld des russischen Staates, vor allem der Zentralbank
- Devisenreserven, die Russland im Ausland angelegt hatte
Ein großer Teil dieses Geldes liegt in Europa und wurde nach Kriegsbeginn eingefroren. Das heißt:
- Russland kommt nicht mehr daran.
- Das Geld gehört rechtlich aber weiterhin Russland.
👉 Eingefroren ist nicht dasselbe wie enteignet.
Was plant die EU konkret?
Die EU diskutiert zwei Möglichkeiten:
1. Nutzung der Zinsen (wahrscheinlicher Weg)
Das eingefrorene Geld wirft Zinsen ab. Diese Zinserträge könnten:
- an die Ukraine weitergegeben werden
- für Waffen, Hilfe oder Wiederaufbau genutzt werden
Das Kapital selbst bleibt unangetastet.
2. Enteignung des Geldes (hoch umstritten)
Dabei würde die EU das Geld dauerhaft beschlagnahmen und vollständig verwenden.
Das wäre politisch spektakulär – aber auch sehr riskant.
Warum ist eine Enteignung so problematisch?
1. Rechtsprobleme
Auch im Konflikt gilt grundsätzlich:
Staatliches Eigentum darf nicht einfach weggenommen werden.
Wenn die EU dieses Prinzip bricht, stellt sich die Frage:
- Wie sicher ist fremdes Geld in Europa künftig?
2. Vertrauensverlust für Europa
Viele Länder parken ihr Staatsvermögen in der EU, weil sie Europa als stabil und berechenbar sehen.
Wenn Vermögen aus politischen Gründen enteignet wird, könnten andere Staaten sagen:
„Dann bringen wir unser Geld lieber woanders hin.“
Das würde Europas Finanzsystem langfristig schwächen.
3. Mögliche Gegenmaßnahmen Russlands
Russland würde kaum tatenlos bleiben. Denkbar wären:
- Enteignung westlicher Firmen in Russland
- wirtschaftliche oder politische Vergeltung
- weitere Eskalation
Warum zögert die EU so lange?
Von außen wirkt das Zögern oft feige. In Wahrheit geht es um Abwägung:
- Kurzfristig: Geld für die Ukraine
- Langfristig: Schaden für Rechtssystem, Wirtschaft und Europas Glaubwürdigkeit
Einmal überschrittene Grenzen lassen sich kaum zurückholen.
Der Kompromiss: Zinsen statt Enteignung
Deshalb bevorzugt die EU derzeit einen Mittelweg:
- Das Geld bleibt formal russisch.
- Die Zinsen helfen der Ukraine.
- Das rechtliche Risiko bleibt überschaubar.
Das ist weniger spektakulär, aber deutlich sicherer.
Fazit – in einfachen Worten
Die Idee klingt logisch:
Russland verursacht den Schaden – Russland soll zahlen.
Doch die Umsetzung ist kompliziert.
Eine vollständige Enteignung könnte:
- Europas Ruf schädigen
- andere Länder abschrecken
- neue Konflikte auslösen
Die Nutzung der Zinsen ist daher der vorsichtige Weg.
Er ist nicht perfekt – aber wahrscheinlich der einzige, der hilft, ohne Europa selbst zu schaden.
